Skillstraining
Jeder Mensch braucht Gefühle. Sie sind Signallampen für die Erfüllung lebensnotwendiger Bedürfnisse. Auch in starker Form gehören sie zum normalen Leben. Werden sie übermächtig, können „Skills“ helfen, sie besser zu regulieren und Krisen zu meistern. Das Skillstraining wird im HJH von speziell geschulten pädagogischen Fachkräften durchgeführt. |
„Gefühle sind wertvoll. Sie verweisen auf Bedürfnisse des Körpers und der Seele“
Gerlinde Ruth Fritsch
Förderung einer gesunden Gefühlsregulation
Kinder und Jugendliche in der funktionalen Bewältigung schwieriger Emotionen zu unterstützten, ist ein wesentliches Element in der pädagogisch-therapeutischen Arbeit im Hermann-Josef-Haus. Viele der Betreuten haben die erste Phase ihres Lebens – die wichtige Entwicklungsphase der Gefühlsregulation – in einem emotional ungünstigen Umfeld gelebt, in dem ihnen nicht ausreichend Verständnis und Sensibilität für ihre Bedürfnisse entgegengebracht werden konnte.
In der Folge fühlen sich viele Betroffene ihren heftigen Gefühlen ausgeliefert. Vor allem Impulsivität und unkontrollierbar erscheinende Stimmungswechsel erschweren den Kindern und Jugendlichen den Umgang mit sich selbst. Zwischenmenschliche Beziehungen aufzubauen, zu erhalten und die Anforderungen des Alltags zu bewältigen, scheint oft kaum noch möglich und ist durch wiederkehrende Misserfolge geprägt.
Selbsthilfemöglichkeiten erlernen und anwenden
Auf der Grundlage wissenschaftlich fundierter Methoden wird im pädagogischen Konzept des Hermann-Josef-Hauses viel Wert darauf gelegt, den Kindern und Jugendlichen im Gruppenalltag zu helfen, die Kontrolle über diesen Teil ihres Erlebens (wieder) zu erlangen. So werden sie zunächst mit ihren oft noch ungeeigneten Verhaltensweisen in ihrem „So-sein“ angenommen und können sich verstanden fühlen, bevor auf der Basis einer wohlwollenden Beziehung mit den Kindern und Jugendlichen gemeinsam Wege gesucht werden, mit belastenden Gefühlen im Sinne einer gesunden Lebensgestaltung umzugehen.
Kinder und Jugendliche mit ausgeprägten selbst- oder fremdverletzenden Verhaltensweisen können im HJH in „Skillsgruppen“ Hilfen (= Skills) an die Hand bekommen, um mit übermächtigen Emotionen adäquater umgehen zu können und ihr inneres Gleichgewicht zu bewahren. Dieses Training basiert auf der von Marsha Linehan in den 80er Jahren entwickelten „Dialektischen-behavioralen Therapie (DBT)“, die im Wesentlichen vier wichtige Fertigkeiten vermittelt und in geschütztem Rahmen intensiv trainiert:
- Stresstoleranz – die Abmilderung von Auswirkungen beunruhigender Umstände
- Achtsamkeit – beruhigende, beurteilungsfreie Konzentration auf den Augenblick
- Emotionsregulation – konstruktive Gefühlsbeeinflussung und
- soziale Kompetenzen – eigene Bedürfnisse vertreten UND andere Menschen respektvoll behandeln.
Maßnahmen wie einzeltherapeutische Anbindung, Wochenprotokolle, das Einbeziehen von Familie, Freunden und Lehrern unterstützen den Prozess, damit den Kindern und Jugendlichen der Übertrag der neu erlernten Fähigkeiten auf ihre bedeutenden Lebensfelder gelingen kann.
Die pädagogischen Fachkräfte sind entsprechend geschult und sehen sich in besonderer Verantwortung, die Kinder zum Erwerb neuer Fähigkeiten zu motivieren und in der Anwendung ihrer individuellen Skills – „Werkzeuge“ – zu begleiten, sodass ein gesundes Selbstbewusstsein wachsen, stützende (Gleichaltrigen-)Kontakte entstehen und der Aufbau einer positiven Identität gelingen kann.